Brustkrebs – Prävention, Therapie und was man sonst noch wissen sollte

Das Mammakarzinom (Brustkrebs) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen (29% aller Krebserkrankungen). Die meisten Fälle treten zufällig auf, es gibt jedoch sowohl genetische als auch erworbene Faktoren, die seine Entstehung begünstigen können.

Die Inzidenz (Krankheitshäufigkeit) des Mammakarzinoms liegt in Österreich bei ca. 120 Neuerkrankungen pro 100.000 Frauen pro Jahr. 2018 erkrankten insgesamt 5.565 Frauen an Brustkrebs.

Während die Anzahl der Neuerkrankungen im vergangenen Jahrzehnt relativ stabil blieb, nahm die Sterberate um 6 % ab. Statistisch betrachtet kann jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkranken. Dies geschieht am häufigsten zwischen der 6. und 7. Lebensdekade. Auch Männer können an einem Mammakarzinom erkranken, die Erkrankung tritt bei ihnen aber deutlich seltener auf (ca. 1:100).
Statistiken zufolge ist die linke Brust häufiger betroffen als die rechte. Bei ca. 4% der Patientinnen sind zum Zeitpunkt der Diagnose beide Brüste betroffen. 50% der Mammakarzinome werden im äußeren oberen Quadranten der Brust gefunden.

Klinisches Bild

Zu möglichen optischen Veränderungen und somit Anzeichen eines Brustkarzinoms zählen unter anderem: Schwellungen, Rötungen, Veränderungen der Form der Brust (auch in der Symmetrie fallen häufig Veränderungen auf), tastbare Knoten, Hauteinziehungen, Hautveränderungen, Veränderungen im Bereich der Brustwarzen mit Einziehungen, blutiger Ausfluss, ergrößerte Lymphknoten vergrößerte Lymphknoten in der Achselhöhle und oberhalb des Schlüsselbeins und damit einhergehend Schwellung der Arme aufgrund eines Lymphödems.

In Fortgeschrittenen Stadien können allgemeine unspezifische Symptome wie Müdigkeit mit Verlust der Leistungsfähigkeit, Gewichtsverlust, Knochenschmerzen, Husten mit oder ohne Atemnot, Gelbsucht, neurologische Ausfälle hinzukommen.

Risikofaktoren für die Entstehung eines Mammakarzinoms

  • Alter über 50 Jahre
  • frühe Menarche (Eintreten der Regelblutung), späte Menopause bzw. späte Erstgeburt
  • genetische Faktoren: 5-10% der Mammakarzinome sind erblich bedingt. Bei einem Großteil der Fälle lassen sich Mutationen im BRCA1- und  BRCA2-Gen nachweisen. Bei Vorliegen einer solchen Mutation und Erkrankung eines Verwandten ersten Grades beträgt das Risiko, ein Mammakarzinom zu entwickeln, bei 50–85%.
  • hormonelles Ungleichgewicht, Hormontherapie: Die Einnahme der Pille führt zu einer leichten Erhöhung des Brustkrebsrisikos. Jedoch ist bei Verwendung moderner oraler Kontrazeptiva 10 Jahre nach Absetzen der Präparate kein erhöhtes Risiko mehr feststellbar.
  • erhöhte Dichte des Brustgewebes (in der Mammographie sichtbar)
  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Übergewicht und Diabetes mellitus Typ II
  • Lebensstil: geringe körperliche Bewegung, fettreiche Ernährung,..
  • Bestrahlung des Brustkorbs, z.B. in der Therapie von Hodgkin-Lymphomen

Früherkennung

  • Selbstuntersuchung
    • Ein Großteil aller Tumoren in der Brust wird von den Frauen durch Tasten zufällig selbst entdeckt. Jedoch führt nicht jede Brustkrebserkrankung zu einem tastbaren Tumor. Darüber hinaus ist nur etwa jede zwölfte selbst ertastete Veränderung bösartig. In den bisher durchgeführten Studien konnte nicht nachgewiesen werden, dass die Sterblichkeitsrate durch die Selbstuntersuchung der Brüste gesenkt wird.  Nichtsdestotrotz empfehlen die Fachgesellschaften weiterhin, die Brust einmal pro Monat vor dem Spiegel anzuschauen und abzutasten, da die Selbstuntersuchung zu einer besseren Wahrnehmung für Veränderungen führt.
  • Mammographie
    • Die Mammographie ist das beste Verfahren für die Früherkennung von Brustkrebs bei symptomlosen Frauen. Das österreichische Brustkrebs-Früherkennungsprogramm bietet hierbei folgendes:
      • Kostenlose Mammografie alle zwei Jahre ab dem 40. Lebensjahr
      • Kostenlose Mammografie ohne Zuweisung alle 24 Monate zwischen dem 45. und 69. Lebensjahr

Diagnosestellung

Bis zu einer gesicherten Diagnose und der Feststellung, um welche Art Tumor es sich genau handelt (Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs), bedarf es einiger Untersuchungen bzw. Maßnahmen:

  • Anamnese (Erhebung der persönlichen Krankengeschichte) unter Berücksichtigung der Familienanamnese
  • Körperliche Untersuchung mit Inspektion und Palpation (Abtasten) der Brust und der regionalen Lymphknoten
  • Mammographie
  • Mammasonographie
  • Mamma-MRT
  • Gewebeprobe mittels Stanzbiopsie des verdächtigen Areal
  • bei Bestätigung einer Krebserkrankung folgen weitere Untersuchungen
    • Knochenszintigrafie (nuklearmedizinisches Bildgebungsverfahren) zum Ausschluss von Metastasen in den Knochen
    • Sonographie (Ultraschall) des Oberbauchs zum Ausschluss Metastasen in den inneren Organen
    • Thoraxröntgen zum Ausschluss von Lungenmetastasen

Klassifikation

  • histologischer Befund
    • Fast alle Mammakarzinome gehen aus den Zellen der Brustdrüse hervor. Hier unterscheidet man zwischen duktalen (Gewebe gleicht dem Milchgangsepithel) und lobulären (Gewebe ähnelt den Drüsenläppchen) Adenokarzinomen. Des Weiteren erfolgt eine prognostisch wichtige Unterteilung in invasive und nicht- invasive Karzinome.
  • TNM-Kriterien
    • Die Klassifikation nach der Größe des Tumors und dem Ausmaß der Metastasierung erfolgt auf der Basis der TNM-Kriterien, wobei T für den Primärtumor selbst, N für befallene Lymphknoten und M für mögliche Metastasen steht. Dabei erfolgt eine Unterteilung in den Stadien null bis vier. Je größer der Tumor, desto größer ist das Rezidivrisiko. Je mehr Lymphkoten befallen sind, desto höher ist das Rezidivrisiko.
  • Differenzierungsgrad
    • Man unterscheidet 3 Differenzierungsgrade G1 bis G3, wobei das Verhalten der Tumorzellen mit steigendem Wert ungünstiger wird.
  • Genexpressionsanalysen
    • Um eine genauere Bestimmung des Risikos für das Wiederauftreten der Erkrankung zu ermöglich, werden kommerziell erhältliche Genexpressionstests eingesetzt. Dabei werden spezielle Gene im Tumorgewebe gemessen und ein Score berechnet. Ab einem bestimmten Wert wird die Empfehlung für eine Chemotherapie ausgesprochen. Derzeit im Einsatz sind u.a. Breast Cancer Index, EndoPredict, MammaPrint 70, OncotypeDX, Prosigna  

Prognose

Das langfristige Überleben bei Brustkrebs hängt in erster Linie davon ab, in welchem Stadium die Erkrankung diagnostiziert wird und wie aggressiv die Krebszellen sind. Ist der Tumor lokal begrenzt, können bis zu 90 Prozent der Frauen geheilt werden. Rezidive entstehen bei fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebspatientinnen innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Erstdiagnose. Sobald die Erkrankung ferne Organe befällt, gilt eine langfristige Heilung als unwahrscheinlich.

Rolle der Ernährung in der Prävention von Brustkrebs

Leider kann eine Krebserkrankung nicht immer verhindert werden, die Entstehung von bösartigen Tumoren ist multifaktoriell und selten nur auf einen Grund/eine Ursache zurückzuführen.
Dennoch weiß man heute, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko für eine onkologische Erkrankung wesentlich senken kann. Leider gibt es jedoch immer wieder Ausnahmen.

In Hinblick auf Brustkrebs, der sowohl Frauen, als auch Männer betreffen kann, sind folgende Punkte im Sinne der Krebsprävention von Bedeutung:

  • Körpergewicht
    • Diverse Studien zeigen, dass Übergewicht und Adipositas das Risiko für diverse Tumorarten, so auch Brustkrebs bei postmenopausalen Frauen, erhöht! Ziel ist es daher, ein gesundes Körpergewicht anzustreben. Nach Definition der WHO gilt ein BMI von 18,9 – 24,9 kg/m² als „normal“, wobei es hier leichte Unterschiede je nach Geschlecht und Alter gibt.
      Neben dem Gewicht dürfte bei der Krebsentstehung (generell, nicht spezifisch für Brustkrebs!) auch das Fettverteilungsmuster eine Rolle spielen, da vor allem Fettgewebe im Bauchbereich bzw. Viszeralfett (Fett zwischen den inneren Organen) als stoffwechselaktiv gilt und entzündungsvermittelnde Botenstoffe abgibt.
      Viele Frauen werden nach einer Brustkrebserkrankung mit einer Antihormontherapie behandelt, die immer wieder zu Gewichtszunahme führt.  Im Sinne des körperlichen Wohlbefindens ist es auch bei einer bestehenden Erkrankung Ziel der Ernährungstherapie, das Körpergewicht in einem „normalen“ Bereich zu halten.
  • Bewegung
    • Gerade in der Prävention von Brustkrebsrezidiven („Rückfälle“) ist Bewegung eine wichtige Säule. Das Risiko einer erneuten Erkrankung lässt sich durch regelmäßige körperliche Aktivität um bis zu 15% senken!
      Wichtig ist hier vor allem die Regelmäßigkeit, die Empfehlung liegt bei 150 Minuten pro Woche bei mittlerer Intensität.
  • Ernährung
    • Vorweg: eine Diät, die generell vor der Entstehung von Krebs schützt, gibt es nicht! Dennoch kann durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung das Risiko für eine Erkrankung reduzieren. Im Falle eines Mamma Karzioms gilt eine ausgewogene Mischkost mit ausreichend Obst und Gemüse, reichlich Ballaststoffen und einer Fleischzufuhr entsprechend den Empfehlungen (2-3 Portionen pro Woche) als empfehlenswert. Besonders bei asiatischen Frauen wirkt eine regelmäßige Sojazufuhr protektiv, bei mitteleuropäischen Frauen dürfte dies nicht zutreffen (genaue Gründe sind nicht gänzlich geklärt, es dürfte jedoch daran liegen, dass man in Asien bereits ab frühester Kindheit größere Mengen Soja und somit Phytoöstrogene zuführt, was in unseren Breiten nicht zur regulären Ernährung zählt).
  • Stillen/Hormone
    • Stillen gilt als brustkrebspräventiv, Hormonersatztherapien (wie z.B. zur Linderung von menopausalen Beschwerden) gelten als potentielle Risikofaktoren für die Entstehung eines Mamma Karzinoms.

Generell gilt auch bei aktiver Erkrankung (natürlich müssen spezifische Therapienebenwirkungen oder Beschwerden durch eventuelle Metastasen individuell betrachtet werden!): eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollte weiterhin einhalten werden, um den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen und ausreichend Energie zu versorgen
Sogenannte „Krebsdiäten“, also spezielle Ernährungsweisen, die dazu beitragen sollen, den Tumor „auszuhungern“ oder das Tumorwachstum durch diverse Lebensmittelinhaltsstoffe einzudämmen, entbehren oft jeglicher wissenschaftlicher Belege und führen häufig zu einer sehr einseitigen Ernährung und erhöhen das Mangelernährungsrisiko.

______________________________________________________________________________________________________________________________

Dieser Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung durch FA Dr. C. Corena, Internist, entstanden. Vielen Dank!